
Publikation: Prävalenz und Inzidenz von Migräne in der Hausarztpraxis
Eine Befragung von Hausärzt*innen in Nordrhein-Westfalen
Dr. med. Lukas Becker, Arzt in Weiterbildung im ifam, möchte mit diesem und weiteren bereits angelaufenen Projekten die Forschung im Themenkomplex Kopfschmerz mit einem Blick auf die Primärversorgung weiter verfolgen.
Hintergrund
Kopfschmerzen gehören weltweit zu den häufigsten Symptomen. Ein Großteil der Patienten leidet dabei unter einer Migräne. Die Prävalenz der Migräne in der Allgemeinbevölkerung beträgt für die Industriestaaten 14%. Ihre Bedeutung für die Primärversorgung ist hoch. Migräne ist beeinträchtigend und daher ein häufiger auch akuter Vorstellungsgrund der Primärversorgung. Bisherige Studien versuchten aus einer repräsentativen Stichprobe die Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung abzuleiten. Trotz hoher Bedeutung der Migräne existieren keine Daten zur Prävalenz in den Hausarztpraxen.
Methode
Diese Befragungsstudie von Hausärzten in Nordrhein-Westfalen stellt die Prävalenz von Patienten mit Migräne in der Hausarztpraxis dar, indem der Anteil von Patienten erfragt wird, der aufgrund der Migräne das Gespräch mit dem Hausarzt sucht. Ebenso wurde die Kopfschmerzfrequenz wie auch die Inzidenz dieser Patienten erfragt. Dazu wurde nach methodischen Standards ein Fragebogen konzipiert und an 362 Hausärzte in Nordrhein-Westfalen versendet.
Ergebnisse
Der Fragebogen wurde von 49 Hausärzten vollständig beantwortet (Rücklaufquote 13,5%). Die Hausärzte berichteten, innerhalb eines Quartals mit 1.002 Patienten über deren Migräne gesprochen zu haben. Dies entsprach einer Prävalenz von 1,5% aller gesehener Patienten. Darunter konnte ein Anteil von 11,5% schwer betroffener Patienten mit 8 bis 14 (8,6%) bzw. mindestens 15 (2,9%) monatlichen Kopfschmerztagen identifiziert werden.
Schlussfolgerungen
Die Befragung zeigt auf, dass rund ein Zehntel der in der deutschen Allgemeinbevölkerung an Migräne leidenden Menschen über ihre Migräne mit ihrem Hausarzt spricht. Auch besteht ein relevanter Anteil von wiederum einem Zehntel schwer von der Migräne betroffener Patienten. Dabei bietet die Hausarztpraxis ein hohes und bislang möglicherweise unausgeschöpftes Potenzial, insbesondere diese Patienten zu identifizieren, um ihnen eine adäquate Therapieoption anbieten zu können. Eine mögliche Chronifizierung könnte so verhindert werden.
Veröffentlichung in
Becker L, In der Schmitten J, Dehnen D, Diener HC, Schröder B, Pentzek M.
Prävalenz und Inzidenz von Migräne in der Hausarztpraxis : Eine Befragung von Hausärzten in Nordrhein-Westfalen
[Prevalence and incidence of migraine in general practice. A survey of general practitioners in North Rhine-Westphalia, Germany].
MMW Fortschr Med. 2025 Jun;167(Suppl 4):3-10. German.
doi: 10.1007/s15006-025-4749-2. PMID: 40537616
Text: Dr. med. Lukas Becker

Dr. med.
Lukas Becker