Ein neues Kapitel in der Lehre: Das Blockpraktikum Allgemeinmedizin wurde grundlegend überarbeitet – studierendenzentriert, praxisnah und partizipativ.

Mit dem neu konzipierten Blockpraktikum Allgemeinmedizin 360° startet das Institut für Allgemeinmedizin eine umfassende Reform der studentischen Lehre im 4. Studienjahr. Verortet im 8. Fachsemester ist dieses Praktikum zentraler Bestandteil der klinischen Ausbildung und soll Studierenden ermöglichen, theoretisches Wissen strukturiert und praxisnah im hausärztlichen Versorgungskontext anzuwenden.

Die Neugestaltung – initiiert bereits Ende 2024 – war notwendig, um der Vielfalt der Lehrpraxen, dem gestiegenen Anspruch an Kompetenzorientierung sowie den Rückmeldungen aus Studierenden-Evaluationen und OSCE-Ergebnissen gerecht zu werden. Im Fokus der Überarbeitung standen dabei drei zentrale Prinzipien: Studierendenzentrierung, Partizipation und Praxisorientierung.

Frühzeitige und umfassende Vorbereitung

Ein zentrales Ziel des reformierten Blockpraktikums ist eine strukturierte Vorbereitung der Studierenden auf die komplexe Realität der hausärztlichen Praxis. Hierzu wurde ein mehrstufiges Konzept etabliert:

Longitudinales Lernen im Praxisalltag

Die Studierenden absolvieren das Praktikum über zwei Wochen in einer hausärztlichen Lehrpraxis. Täglich erhalten sie kurze, mediengestützte Lernimpulse – z. B. Podcasts oder Videoclips – mit praxisnahen Themen wie Rückenschmerzen, Depression oder geriatrischer Versorgung. Ergänzend gibt es komprimierte PDF-Materialien zur Wiederholung und Reflexion.

Diese longitudinalen Inhalte orientieren sich explizit an häufigen Beratungsanlässen in der Hausarztpraxis – und damit an realistischen Anforderungen späterer Berufspraxis.

Praxisnahe Campustage und OSCE-Prüfung

Zwei sogenannte Campustage rahmen das Praktikum: Der erste Tag findet in Präsenz am Campus statt und dient im Format eines Zirkeltrainings dem Training praktischer Fertigkeiten – von der körperlichen Untersuchung bei Atemwegserkrankungen bis zur Durchführung und Beratung von Impfungen.

Der zweite Campustag erfolgt online und widmet sich der vertieften Fallbesprechung realer Patient*innenkontakte. Ziel ist es, die Integration von theoretischem Wissen, diagnostischem Denken und ärztlicher Haltung zu fördern.

Abgeschlossen wird das Praktikum mit einer OSCE-Prüfung, die die erlernten Kompetenzen in standardisierten, klinisch relevanten Situationen überprüft. Die Lernziele sind vorab transparent über eine online Lehrplattform einsehbar, und der Lernfortschritt kann eigenverantwortlich im zukünftigen Logbuch dokumentiert werden.

Herausforderung: Dezentralität als Chance nutzen

Eine besondere Herausforderung der Lehre in der Allgemeinmedizin ist ihre Dezentralität: Über 100 Lehrpraxen mit sehr unterschiedlichem Profil und Betreuungsschwerpunkt bieten eine enorme Bandbreite – und damit ein hohes Maß an Individualisierung, aber auch Heterogenität. Die neue Struktur zielt darauf ab, diese Vielfalt als Ressource zu nutzen und zugleich einheitliche Mindeststandards durch zentrale Bausteine wie Lernmodule, Campustage und Prüfungen zu sichern.

Das Blockpraktikum Allgemeinmedizin 360° versteht sich als lernendenfreundliche, moderne und realitätsnahe Vorbereitung auf die ambulante Versorgung – ein wichtiger Schritt für die Qualität der ärztlichen Ausbildung und für die zukünftige hausärztliche Versorgung in der Region.

Text: Andreas Fidrich

Übersicht: NewsletterErstellt am: 15.07.2025