
5 Fragen an…Jürgen in der Schmitten
Beschreiben Sie Ihr ifam in 3 Worten.
Leistungsstark. Lebensfroh. Liebenswert.
Beschreiben Sie ein schönes Erlebnis, das für Sie mit dem ifam in Verbindung steht.
Die Verabschiedung unserer langjährigen Sekretärin Frau Storb im Rahmen unserer Weihnachtsfeier im letzten Dezember. Da war so viel Wertschätzung, so viel Zusammenhalt, so viel erstaunliche Kreativität – und das alles mit Leichtigkeit und der Würze eines feinen Humors. Ich habe mich in dieser Gruppe von Menschen einfach sehr wohl gefühlt und eine große Dankbarkeit verspürt.
Was/wer ist Ihre größte Inspiration? (Buch, Person, Film etc.)
Meine erste wegweisende Inspiration im beruflichen Sinne war vielleicht die Begegnung mit dem Fachartikel „Survival after CPR in the Hospital“ von Susanna Bedell und Tom Delbanco aus dem Jahr 1983 während einer Geriatrie-Rotation in meinem Auslandsstudienjahr 1989/90 an der Queen’s University of Belfast.
Ich war davon wie vom Donner gerührt und machte den Artikel zunächst zum Ausgangspunkt meiner dortigen Hausarbeit Geriatrie und diese wiederum ein Jahr später zur Keimzelle meiner Dissertation über die „Entscheidung zur Herz-Lungen-Wiederbelebung“, die ihrerseits eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen Patientenautonomie und Patientenverfügung mit sich brachten – nicht zuletzt im persönlichen Austausch mit Susanna Bedell, Tom Delbanco und anderen Medizinethikern der US Ostküste während eines kurzen Forschungsaufenthalts in Boston. Von dem Verständnis, den Einblicken und der Haltung, die ich damals gewonnen habe, zehre ich mein gesamtes akademisches Leben.
Und ich will einen zweiten Amerikaner ergänzen: Bud Hammes, den genialen und zutiefst menschlichen Schöpfer des US-amerikanischen Advance Care Planning Programms Respecting Choices, habe ich im Jahr 2007 in einem Forscher-Workshop in Arnoldshain (Taunus) über Respecting Choices vortragen hören. Was ich seit meiner Dissertation an offenen Fragen ein halbes Leben lang mit mir herumgetragen hatte, fand hier Antworten und neue Inspiration, die mich bis heute erfüllen.
Zukunftsvision: Ihr Wunsch für die Allgemeinmedizin in 10 Jahren.
Na, das ist einfach zu beantworten. 🙂 In 10 Jahren ist die Allgemeinmedizin das Fach, das einem erfolgreichen Primärarztsystem zugrundeliegt, wie es jetzt im Koalitionspapier avisiert wird. Auf dem Boden einer entsprechend reformierten Approbationsordnung sowie infolge entsprechend gesetzter Anreize entscheiden sich rund 40% der Studienabgänger für die Weiterbildung in dem Fach. Dafür hat sich im Zusammenwirken mit den anderen Fächern und durch ein völlig neues Fortbildungssystem die Entwicklung der letzten Jahrzehnte umgedreht – statt immer mehr Kompetenzen abzugeben, ist die Allgemeinmedizin das Fach, in dem man in Kooperation mit den anderen Gebietsärzten zeitlebens immer mehr Kompetenzen erwirbt und die Schnittstellen zu den anderen Fächern dadurch ständig weiterentwickelt. Gleichzeitig sind Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin Koordinatoren starker interprofessioneller Teams und Eckpfeiler von Gesundheitsnetzwerken lebendiger Quartiere.
Zukunftsvision: Ihr Wunsch für das ifam Essen in 10 Jahren.
In 10 Jahren blicken wir im ifam zufrieden und stolz auf die zurückliegenden 10 Jahre zurück und können sagen: Wir haben unseren kleinen Beitrag zu einer hausärztlichen Versorgung geleistet, die den Patienten konsequent ins Zentrum stellt und gleichzeitig die legitimen Belange der Solidargemeinschaft im Blick behält.
Text: Univ.-Prof. Dr. med. Jürgen in der Schmitten